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005 – Risikobeurteilung & CE-Kennzeichnung Teil 3.

005 – Risikobeurteilung & CE-Kennzeichnung Teil 3.

Der Podcast mit Herrn Michael Reimold und Matthias Schulz zum Thema Risikobeurteilung & CE-Kennzeichnung.

Gefährdungsermittlung

Wir möchten hiermit das Thema Gefährdungsermittlung mit Hilfe der Lebensphasen näher beleuchten.

Die Gefährdungsermittlung ist der zweite der fünf Schritte der Risikobeurteilung (Grenzen der Maschine, Gefährdungsermittlung, Risikoeinschätzung, Risikobewertung, Schutzmaßnahmen).

Wieso ist die Rede von Gefährdungen und nicht von Risiken?

Gefährdung ist das Zusammentreffen eines Menschen mit wenigstens einer möglichen Schadensquelle. Der Unterschied eines Risikos ist, dass ein Risiko die Auswirkung einer potentiellen Gefährdung ist.

Wo wird der zweite Schritt der Beurteilung beschrieben?

Die DIN EN 12100 beschreibt diesen im Kapitel 5.4 und erläutert, dass dies der wichtigste Schritt der Risikobeurteilung ist. Natürlich kann man ein Risiko nicht bewerten, solange man keine Gefährdung gefunden hat und solange die Gefährdungssituation nicht genau beschrieben ist – man kann das Risiko nicht einmal genau einschätzen, solange diese nicht genau beschrieben ist. Was wir also machen ist gedanklich die Logik der Maschine zu durchlaufen (was macht sie, wie sind die Abläufe, was macht der Mensch an der Maschine, …). Je weniger Verständnis man für den Ablauf der Maschine hat, desto weniger kann man auf die Gefährdungen kommen, je mehr man davon hat desto eher kommt man auf die Gefährdungen. Daher ist auch davon abzuraten einen Dienstleister für die Risikobeurteilung zu beauftragen, der die Maschine vermutlich nicht einmal gesehen hat.

Was sind die Methoden zum Ermitteln von Gefährdungen?

Gefährdungslistenbasiert – die Methode die ab 1993 mit der EN 414 angewandt wird und ab 2008 wurde in der Normung das Lebensphasenmodell in den Vordergrund gerückt. Bis dahin wurden Beurteilung nur für den Produktionsbetrieb durchgeführt (Automatikbetrieb) – Lebensphasen wie Einrichten/Umrüsten/… wurden somit nicht berücksichtigt, dadurch wurden sehr viele Gefährdungen übersehen und die Risikobeurteilung war somit auch ziemlich unvollständig. Zusammenhängen könnte dies auch damit, dass die Beurteilungen oftmals erst hinterher durchgeführt wurden als die Maschine schon fertig dastand, somit ging es schließlich nur noch um die Bedienung und vielleicht noch die Entsorgung.

Zum Teil lag es auch an den C-Normen, da in diesen nur der Normalbetrieb betrachtet wird aus dem einfachen Grund, dass dies der Teil ist der sich standardisieren lässt – Wartungsarbeiten, Art des Transports lassen sich beispielsweise nicht unbedingt standardisieren. Die Grundgefährdungen jedoch lassen sich relativ leicht standardisieren.

Die Gefährdungsliste können Sie auf unserer Webseite runterladen, sie ist auch nach wie vor wichtig. Heutzutage enthält sie zwei Spalten – die eine Spalte sagt welche Ursachen zu bestimmten Gefährdungen führen können und die zweite zeigt die Folgen. Die Normung stellt zudem die Unterschiede der Hauptgefährdungsarten anhand von Zeichnungen dar und nennt Beispiele.

Wie ist die Vorgehensweise für die Ermittlung?

Zuerst arbeiten viele die Liste ab, sie schreiben dabei zu jeder gefundenen Gefährdung auf wo diese vorkommen kann – hierbei liegt auch das Problem, denn wenn nicht wirklich jede Phase durchgegangen wird übersieht man das ein oder andere Mal wo diese Gefährdung hätte noch auftreten können. Viele nutzen die Liste als Einstieg zur Ermittlung.

Unternehmen die die Liste genutzt haben und nun für die Risikobeurteilung das Lebensphasenmodell nutzen entdecken oftmals Dinge an die sie vorher gar nicht dachten bzw. welche ihnen vorher nicht auffielen, manchmal sind dies gravierende Dinge. Empfehlenswert ist daher beide Methoden zu testen um zu sehen wie diese funktioniert, wie man damit zurrecht kommt und was das Ergebnis ist – lernt man dadurch was Neues? Und wenn dem so ist stellt sich ja dann heraus welche Methode die richtige ist.

Können Unfälle aufgrund übersehener Gefährdungen durch den Einsatz der Liste übernommen werden?

Die Liste wird weiterhin nebenbei genutzt, sollte aber nicht als einziges Medium zur Gefährdungsermittlung herangezogen werden, da diese dazu dient Vollständigkeit zu erreichen. Man sagt jedoch „auf See und vor Gericht ist man in Gottes Hand.“ – deswegen ist es sehr schwer vorauszusagen ob die Versicherung derartige Schäden übernehmen würde, zudem fehlt es an Beispielen wo die Risikobeurteilung entsprechend kommentiert wird. Grundsätzlich wäre es möglich dass ein Sachverständiger argumentiert, dass eine Nachlässigkeit von Seiten des Herstellers vorliegt, da dieser eine nicht mehr zeitgemäße Methode angewandt hat.

Was sind die Lebensphasen?

Transport, Aufstellen, Erstinbetriebnahme, Betrieb, Störungsbeseitigung währen des Betriebs, Wartung und schließlich Außerbetriebnahme, Demontage, Verschrottung.

Beinhaltet der Transport auch das Verladen?

Wenn beispielsweise ein Dritter dies übernimmt muss man sich fragen wie dies sicher beauftragt werden kann, da man diesem gegenüber eine Verantwortung hat. Er müsste darüber informiert werden wo die Anschlagspunkte liegen und was das Gewicht ist, daher muss man klären wo der Gefahrenübergang liegt.

Welche Aufgaben gibt es unterhalb der Lebensphasen?

Eine Aufgabe kann ein automatischer Ablauf sein, die Tätigkeit einer Person oder eine Kombination aus beidem. Wenn man eine Presse als Beispiel nimmt abreitet diese in Halbautomatik mit Handbeschickung. Wir nehmen an, dass die Maschine angeschaltet ist und alles für den Betrieb soweit vorbereitet und die Werkstücke stehen auch bereit, dann wird ein Werker benötigt der dieses von Hand einlegt, somit wäre es eine Tätigkeit einer Person innerhalb der Lebensphase „Betrieb“ für die Betriebsart „Halbautomatik“. Nach dem Einlegen wird der Pressenhub ausgelöst werden müssen (Fußschalter, Zwei-Hand-Schaltung, Taster, Erkennung des Teils, …) – der Hub wird ausgelöst und somit hat man einen automatischen Prozess, danach wieder eine Tätigkeit einer Person indem diese das Teil wieder entnimmt.

Wie wird die aufgabenbezogene Risikobeurteilung durchgeführt?

Bei dieser schaut man die einzelnen Schritte dieses Ablaufs einzeln an. Wir prüfen was beim Einlegen des Teiles passiert, also welche Gefährdungen dabei entstehen. Da man versucht anhand dieser Methode alle Gefährdungssituationen eines Ablaufs gleichzeitig zu beleuchten ist diese von Vorteil. Anhand dessen kann man eine Lösung finden, die alle diese Gefährdungen beseitigt statt einzelne Abläufe durchzugehen von denen die meisten Lösungen schon längst hätten gefunden werden können. Bereits gefundene Lösungen sollten auch nicht x-fach in der Betriebsanleitung wiederholt werden, also sollte für jede Gefahr mindestens einmal der Hinweis und die Lösung zu finden sein, falls nötig noch an zwei bis drei weitere Stellen, jedoch sollte diese definitiv nicht durch Hinweise und Lösungen aufgebläht werden.

Ein Wichtiges Hilfsmittel der 12100 ist eine Tabelle die im Anhang B3 angefügt ist. In dieser Tabelle sind die Lebensphasen und Aufgaben die für diese Lebensphasen typisch sind, einander zugeordnet.

Was empfiehlt sich für den Vorgang der Gefährdungsermittlung?

Empfehlenswert ist es einen Moderator zu bestimmen, dieser kann dafür sorgen, dass nach dem Fund einer Gefährdung nicht verfrüht nach einer Lösung gesucht wird, sondern sich weitere Gedanken gemacht werden, über mögliche weitere Gefährdungen die aus gewissen Abläufen resultieren könnten.

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